Wir werden nicht müde, uns für eine Gesellschaft ohne Tabak einzusetzen. Die Stiftung rauchfrei leben fördert Projekte, die auf diesen Weg führen. Wir wollen gesellschaftliche Prozesse anstoßen, damit Rahmenbedingungen für eine rauchfreie Umwelt geschaffen werden. Wir unterstützen demokratische Protestformen gegen Passivrauch, gegen Tabakwerbung, gegen Verkauf von Tabak an Kinder und Jugendliche, gegen Verkauf aus Tabakautomaten und in Supermärkten und wir fordern deutlich höhere Tabaksteuern. Wir wenden uns gegen die Einflussnahme der Tabakindustrie auf die Politik. Wir treten auf gegen von der Tabakindustrie geförderte Forschung, mit der sie wissenschaftliche Erkenntnissen über die schädlichen Folgen des Tabaks anzweifelt sowie dagegen, dass die Tabakindustrie rechtliche Zweifel sät, indem sie behauptet, Tabakkontrollmaßnahmen wären verfassungswidrig.

Oft sind es keine großen Geldbeträge, die für die Durchführung der Projekte benötigt werden. Die Stiftung stellt die Kosten für Plakatdruck, für Kopien (Flugblätter), Druck von Flyern zur Verfügung, alles immer so günstig wie es gerade so geht. Als die Stiftung durch ein hohes Spendenaufkommen größere Beträge ausgeben konnte, wurden Räume für das Aktionszentrum des Forum Rauchfrei sowie zwei Mitarbeiter finanziert. Gegenwärtig ist das Aktionszentrum in der privaten Wohnung des Vorstands untergebracht, Raumkosten müssen deshalb nicht finanziert werden.

Die im Folgenden aufgeführten kleinen und großen Projekte stehen beispielhaft für die von der Stiftung rauchfrei leben geförderten Projekte.

Die Stiftung rauchfrei leben finanziert die Ausgaben, die das Aktionszentrum des Forum Rauchfrei benötigt, das sind in erster Linie die Kosten, die für das Betreiben der Website des Forum Rauchfrei www.forum-rauchfrei.de entstehen. Wir machen fast alles selbst, aber es entstehen Gebühren für die Website und wir brauchen für bestimmte Dinge fachliche Unterstützung.

Wie wir feststellen mussten, ist das Betreiben der Website www.forum-rauchfrei.de mit finanziellen Risiken verbunden. Aktuell werden zum dritten Mal mehrere Hundert Euro an Lizenzgebühren für einzelne Fotos gefordert, die vor vielen Jahren – ohne entsprechende Lizenzvereinbarung – auf der Website eingestellt wurden. Jetzt müssen wir dazulernen, wie wir dies in Zukunft vermeiden können.

Die eigene Website, die Website der Stiftung rauchfrei leben www.stiftung-rauchfrei-leben.de, haben wir gerade überarbeitet. Es war uns ein Anliegen, mehr von den großartigen Plakaten, die von Studenten im Rahmen der Plakatwettbewerbe „Deutschland Tabakwunderland“ und „Tabakindustrie ködert Kinder“ angefertigt worden waren, zu zeigen. Bei dieser Überarbeitung haben wir viel selbst gemacht, aber wir mussten auch Hilfe in Anspruch nehmen. Dies wurde durch die Spenden, die die Stiftung erhalten hat, möglich.

Wir beginnen deshalb mit zwei Projekten der Stiftung rauchfrei leben, der Unterstützung der Plakatwettbewerbe, die wir als Höhepunkte sehen.

Plakatwettbewerbe Deutschland Tabakwunderland und Tabakindustrie ködert Kinder

Die Stiftung rauchfrei leben hat in den Jahre 2007 und 2009 die Plakatwettbewerbe „Deutschland Tabakwunderland“ und „Tabakindustrie ködert Kinder“ unterstützt. Der Wettbewerb im Jahr 2007 hatte das Ziel, die Einflussnahme der Tabakindustrie auf die Politik und die Gefahr des Passivrauchens für die Bevölkerung sichtbar zu machen, bei dem Wettbewerb im Jahr 2009 ging es um das gezielte Umwerben von Kindern und Jugendlichen durch die Tabakindustrie.

Es wurden großartige Plakate von Studierenden aus mehreren Ländern eingereicht. Wir möchten noch mehr von diesen Plakaten auf der Website der Stiftung rauchfrei leben zeigen. Wir finden die Plakate motivierend und sind über die Vielfältigkeit und den Ideenreichtum der Plakate heute ebenso begeistert wie während der Wettbewerbe in den Jahren 2007 und 2009. Die Plakate sind bis auf wenige Ausnahmen (leider) immer noch zeitgemäß.

Die Plakate wurden bei den Preisverleihungen öffentlich gewürdigt. Der Schirmherr der Plakatwettbewerbe, der Plakatkünstler Klaus Staeck, damals Präsident der Akademie der Künste in Berlin, stellte im Haus der Bundespressekonferenz fest, dass die enge Verflechtung zwischen Tabakindustrie und Politik einen deutlichen Ausdruck in den Entwürfen der Wettbewerbsteilnehmer gefunden habe. Die Plakatentwürfe würden einen Blick hinter die Kulissen der damaligen Auseinandersetzung über rauchfreie Verwaltung und Gaststätten eröffnen. Er sah darin eine Fortführung der guten Tradition von Plakatkünstlern, bei wichtigen Themen der Zeitgeschichte Partei zu ergreifen. Prof. Gunter Rambow, Präsident der Wettbewerbs-Jury, hob hervor, dass die Kunststudenten und Kunststudentinnen der Universität der Künste ohne diplomatische Verschlüsselung auf das Beziehungsgeflecht der Tabakindustrie zu den Entscheidungsebenen in den Parteien, Fraktionen des Bundes und der Länder verwiesen hatten. Johannes Spatz hoffte damals darauf, dass in der großen Selbstverständlichkeit, mit der die Studenten und Studentinnen den verantwortlichen Politikern in aller Öffentlichkeit mit ihren Entwürfen einen Spiegel vorhielten und sie als Freunde der Tabakindustrie demaskierten, ein Meilenstein auf dem Weg zu einer Wende in der Tabakpolitik liegen würde.

Die Preisverleihung des Wettbewerbs 2009 fand in der Berliner Akademie der Künste im Hanseatenweg statt. Für Entwürfe zu dem Thema „Tabakindustrie ködert Kinder“ wurden Preisgelder in Höhe von insgesamt 10.000,00 Euro vergeben. Das Forum Rauchfrei konnte Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste, erneut als Schirmherr für den Wettbewerb gewinnen. Die Jury war hochrangig besetzt mit den Professoren Gunter Rambow, Fons Hickmann und Henning Wagenbreth aus Berlin, Melchior Imboden aus Luzern, Niklaus Troxler aus Stuttgart. Weitere Jurymitglieder waren Uta Bauer vom Letteverein Berlin sowie Katharina Ehrlicher vom Forum Rauchfrei und Johannes Spatz.

Dieser zweite Wettbewerb sollte die Strategien der Tabakindustrie offen legen. Jeffrey Wigand, der frühere Forschungs- und Entwicklungsmitarbeiter des Tabakkonzerns Brown und Williamson, hatte die Äußerung seines Geschäftsführers Tommie Sandefuhr öffentlich gemacht: „Wir müssen sie jung an den Haken kriegen und dann ein Leben lang„.

Tatsächlich lag zur Zeit des Wettbewerbs das durchschnittliche Einstiegsalter für das Zigarettenrauchen in Berlin bei 11,6 Jahren. Auf dieses frühe Einstiegsalter bezogen sich viele Studenten und Studentinnen mit ihren Plakatentwürfen.

Nur wenige Menschen beginnen mit dem Rauchen nach dem 18. Lebensjahr. Daher ist es für die Tabakfirmen wichtig, sie vorher anzusprechen, um eine neue Generation von Rauchern zu gewinnen. Nur so können sie den Verlust von Kunden, die sterben oder mit dem Rauchen aufhören, durch neue ersetzen. Daraus ergibt sich aber auch, dass es sich bei dem Beginn des Rauchens um keine freie selbstbestimmte Entscheidung handelt. Denn Kinder und Jugendliche müssen die Aufgabe bewältigen, eine eigene Identität zu definieren. Hier schalten sich die Tabakkonzerne ein und stellen in ihren Werbebotschaften Raucher als selbstbewusste und erfolgreiche Menschen dar. Sie legen es mit allen Mitteln gezielt darauf an, dass Rauchen für junge Menschen zu einem Teil ihres Selbstbildes wird. Dabei nutzt die Tabakindustrie die legitimen Wünsche junger Menschen schamlos aus, auf eine bestimmte „coole“ Weise wahrgenommen und sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Kinder und Jugendliche sind noch nicht in der Lage, die Gefahren des Tabaks zu übersehen. Von einer freien Entscheidung kann also keine Rede sein.

Die zu dem Wettbewerb eingereichten Plakate sprechen für sich, in einer klaren unmissverständlichen Weise: Für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den Machenschaften der Tabakindustrie.

Jeffrey Wigand in Berlin

Einen großen Höhepunkt in der ersten Jahreshälfte des Jahre 2010 bildete der zweite Besuch von Jeffrey Wigand in Berlin, einem überaus freundlichen Menschen und Gründer der Non-Profit-Organisation „Smoke-Free Kids Inc.“, der uns ein guter Freund geworden ist. Jeffrey Wigand wurde weltweit berühmt, als er sich als Informant an eine Nachrichtensendung gewandt und öffentlich gemacht hatte, dass sein Arbeitgeber, der Tabakkonzern „Brown & Williamson“, der zu British American Tobacco gehörte, systematisch das Gesundheitsrisiko der von ihm hergestellten Zigaretten verheimlichte. Er hatte in der Abteilung für Forschung und Entwicklung gearbeitet, wo er eine vermeintlich „gesündere“ Zigarette entwickeln sollte. Nach seinen Enthüllungen erhielten er und seine Familie anonyme Morddrohungen. Seine Geschichte wurde in dem Spielfilm The Insider verfilmt, in dem Russel Crowe die Hauptrolle, seine eigene Rolle, spielt.

Wir hatten Jeffrey Wigand bereits einmal in Berlin zu Besuch gehabt und waren hoch erfreut, dass wir ein Gespräch mit Schülerinnen und Schülern über seine Erfahrungen als Kronzeuge gegen die Machenschaften der Tabakindustrie organisieren konnten. Mit ihm fanden eine Reihe von Aussprachen sowie am 31. Mai, dem Weltnichtrauchertag, eine Pressekonferenz im Café Einstein mit finanzieller Unterstützung der Stiftung statt. Vor dem Café Einstein, in dessen Gebäude sich gleichzeitig der Sitz des Deutschen Zigarettenverbandes befindet, malten wir die Umrisse von Körpern mit Kreide auf das Straßenpflaster, als seien gerade dort – direkt vor dem Sitz des Deutschen Zigarettenverbanden – Personen gestorben. So lenkten wir das Interesse der vielen Passanten auf der belebten Straße Unter den Linden auf das Thema Weltnichtrauchertag und auf die vielen Tabaktoten.

Tabakmesse in Dortmund und Stopp der Tabakmesse Inter-tabac ASIA

Sicherlich das großartigste Projekt, zu dem die Stiftung beitragen konnte, war die Verhinderung der Inter-tabac ASIA. Mit der Durchführung dieses Projektes waren besonders viele neue und sehr schöne Erfahrungen verbunden. Als die Tabakmesse Inter-tabac, gegen deren Durchführung in den städtischen Messehallen der Stadt Dortmund wir bereits protestiert hatten, nach Asien expandieren wollte, wurde gemeinsam mit anderen Akteuren eine Strategie zur Verhinderung dieser Inter-tabac ASIA entwickelt. Dafür konnte die Stiftung rauchfrei leben die erforderlichen Mittel bereitstellen. Ein großer Posten war dabei die Finanzierung der Reise von Yosef Rabindanata Nugraha von der Indonesischen Tabakkontrollorganisation „Indonesia Bebas Rokok“ nach Berlin und Dortmund. Seine Anwesenheit war uns eine große Freude und hat viel zu dem Erfolg des Projektes beigetragen.

Als am 24.02.2014 die städtische Gesellschaft Westfalenhallen Dortmund GmbH kurz vor dem geplanten Beginn der Messe die Absage der Tabakmesse auf Bali mitteilen musste, war unsere Freude riesengroß. Es war etwas wahr geworden, was kaum für möglich gehalten worden war.

Während die Messe in Bali verhindert werden konnte, stellt die Messegesellschaft Westfalenhallen GmbH – eine Gesellschaft der Stadt Dortmund – seit Jahren und nur unterbrochen durch die Corona-Pandemie – der Tabakindustrie und dem Tabakhandel die städtischen Messehallen für ihre schmutzigen Geschäfte – die Tabakmesse Inter-tabac – zur Verfügung. Die Proteste fanden immer wieder statt und wurden von der Stiftung unterstützt. Auch wenn die Tabakmesse Inter-tabac nicht verhindert werden konnte, waren wir dennoch erfolgreich. Wir haben Aufmerksamkeit auf diese Unternehmung der Stadt Dortmund gelenkt, es wurde kritisch darüber berichtet.

Wenn in manchen Jahren die Gruppe der Protestierenden vor den Konferenztüren der Tabakmesse Inter-tabac klein war: Jeder und jede der Teilnehmenden wusste, dass der Protest ganz und gar berechtigt war!

Protest und Demos gegen die Verleihung des Liberty Award

Der Tabakkonzern Reemtsma hatte sich eine besondere Marketingstrategie mit der Verleihung des Liberty Award an Auslandskorrespondenten und Auslandsreporter ausgedacht. Zum einen versuchte der Tabakkonzern damit, positive Begriffe wie Freiheit, Genuss und Abenteuer zu besetzen, um davon abzulenken, dass der Tabakkonzern Reemtsma und seine Produkte für das genaue Gegenteil stehen: Für zwanghaftes Rauchen, Krankheit und Tod und die Verführung von Kindern zum Rauchen. Zum anderen kaufte der Tabakkonzern sich Journalisten und Medienwissenschaftler als Jurymitglieder ein, bot den Journalisten hohe Preisgelder an und schließlich fand die Preisverleihung ausschließlich vor geladenen Gästen jeweils im gehobenen für viele verlockenden Rahmen statt. Wir waren der Überzeugung, dass sich Journalistinnen und Journalisten und die im Kulturbereich tätigen Menschen nicht von der Tabakindustrie vor ihren Karren spannen lassen dürfen und haben gegen die Preisvergabeveranstaltungen immer wieder mit – von der Stiftung rauchfrei leben finanzierten – Plakaten und Flugblättern protestiert. Die Freunde der Tabakkonzerne sollten sich ertappt fühlen und sich schämen, wenn sie Sekt, Häppchen und Unterhaltung des Zigarettenproduzenten annehmen. Denn bei den Veranstaltungen handelte es sich um eine durchsichtige Masche, sich die Gunst der Presse und der Öffentlichkeit zu erwerben.

Sogar die Journalistin, Programmdirektorin des RBB und Vorsitzende des Kuratoriums der von Berliner Krebsgesellschaft gegründeten Krebsstiftung, Dr. Claudia Nothelle, ließ sich von dem Tabakkonzern einspannen. Sie fand offenbar nichts dabei, als Jurymitglied des Liberty Award zu fungieren und sie überreichte sogar öffentlich den von der Firma gestifteten Preis. Nothelle räumte dabei ein, dass Firmen mit Journalistenpreisen „nicht vor allem Gutes tun wollen, sondern ihr Image pflegen“ wollen, was in der „Natur der Sache“ läge.

Die Tabakindustrie setzt folgende Strategien zur Beeinflussung von Politik und Gesellschaft ein: Lobbyarbeit, Sponsoring öffentlicher Einrichtungen, Parteispenden und Parteisponsoring, Sponsoring (offen und verdeckt) von wissenschaftlicher Forschung, die Zweifel an den negativen Folgen des Konsums von Tabak und verwandten Erzeugnissen oder an der Wirksamkeit von Tabakkontrollmaßnahmen säen, rechtliche Zweifel säen und behaupten, Tabakkontrollmaßnahmen wären verfassungswidrig und schließlich „Corporate Social Responsibility“ (CSR).

„Mit CSR versuchen Tabakfirmen, sich als der Gesellschaft förderliche Unternehmen darzustellen und Beziehungen zu Politik, Zivilgesellschaft und Medien zu pflegen. So organisiert PMI einen Wettbewerb für Kulturprojekte, und die von der Körber AG finanzierte Körber-Stiftung veranstaltet einen Geschichtswettbewerb für Jugendliche. Während der Corona-Pandemie spendeten Tabakfirmen an Einrichtungen für Obdachlose. Solche Aktivitäten erreichen hochrangige Personen in der Politik.“

(Deutsches Krebsforschungszentrum (2021) Gesundheit fördern – Einfluss der Tabakindustrie verhindern. Aus der Wissenschaft – für die Politik, Heidelberg)

In einem „Dicke Luft um Liberty Award“ betitelten Artikel kritisierte das Deutsche Ärzteblatt die Berliner Krebsgesellschaft. Sie solle das Engagement der Vorsitzenden der von der Gesellschaft gegründeten Krebsstiftung Berlin, Dr. Claudia Nothelle, in der Jury des Reemtsma Liberty Award nicht akzeptieren, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit behalten wolle.

Die Imagepflege eines Tabakkonzerns ist unvereinbar mit einer Tätigkeit für die Berliner Krebsgesellschaft. Da feststeht, dass die Tabakindustrie versucht durch Einflussnahme wirksame Tabakkontrollmaßnahmen zu verhindern oder zumindest zu verzögern, handelte es sich nicht nur um einen Glaubwürdigkeitskonflikt, sondern um einen unüberbrückbaren Interessenkonflikt. Dagegen wurde öffentlich protestiert und es wurde eine Podiumsdiskussion „Interessenkonflikte in der Medizin am Beispiel der Berliner Krebsgesellschaft“ veranstaltet.

Die Stiftung rauchfrei leben übernahm Druckkosten für Plakate und Flugblätter. Schließlich trat Nothelle zurück.

Protest gegen Corona-Schutzausrüstungen in ehemaliger Zigarettenfabrik

Auch gegen ein anderes Beispiel für das Sponsoring öffentlicher Einrichtungen wurde entschieden protestiert: Der Tabakkonzern Philip Morris hatte in einer ehemaligen Zigarettenfabrik eine 1.200 Quadratmeter große Halle sowie technisches Equipment und Büroflächen zur Verfügung gestellt, damit die Stadt Berlin dort Corona-Schutzausrüstungen lagern konnte. Das Protestschreiben wurde auch von zehn Professoren unterzeichnet, die sich mit dem Forum Rauchfrei in einem Offenen Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller wandten.

Die Unterzeichner des Offenen Briefes protestierten entschieden gegen jede Zusammenarbeit zwischen Senatsverwaltung und dem Tabakgiganten. Es gebe einen fundamentalen und unüberbrückbaren Konflikt zwischen den Interessen der Tabakindustrie und den Interessen der Gesundheitspolitik. Die Zusammenarbeit mit der Tabakindustrie wecke Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, uneingeschränkt auf der Seite der Gesundheit zu stehen, hieß es in dem Protestschreiben.

Der Brief legte außerdem dar, dass diese Zusammenarbeit nicht nur höchst unmoralisch, sondern auch rechtlich unzulässig war. Weil es sich bei den angeblichen sozialen Wohltaten der Tabakkonzerne um Marketing-Maßnahmen handelte, wurde damit gegen die in dem Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC), das bereits seit 2005 in der Bundesrepublik in Kraft getreten war und das eine strikte Trennung zwischen Tabakindustrie und Regierung bzw. Verwaltung vorsieht, verstoßen. In den Leitlinien zur Umsetzung von Artikel 5.3 dieses Tabakrahmenübereinkommens heißt es: „Die Vertragsparteien sollten nicht gestatten, dass ein Bereich der Regierung oder des öffentlichen Sektors politische, soziale, finanzielle, bildungs- oder gemeinschaftsbezogene Unterstützung seitens der Tabakindustrie oder Stellen, die an der Förderung ihrer Interessen arbeiten, annehmen“.

Tabakwerbung im SPD-Parteiblatt Vorwärts

Mehrfach wurde gegen Tabakwerbung im SPD-Parteiblatt Vorwärts protestiert. Das Abdrucken der Anzeigen verstieß nicht nur gegen das Tabakgesetz, sondern es handelte sich darüber hinaus um eine unzulässige finanzielle Unterstützung der Partei. Deshalb unterstützte die Stiftung rauchfrei leben den Protest gegen die im SPD-Parteiblatt gezeigte Tabakwerbung auf dem im Hotel Estrel in Berlin stattfindenden SPD-Parteitag am 18.10.2008. Obwohl Tabakwerbung in Zeitschriften bereits seit 2007 verboten war (§ 21a Abs. 3 S. 1 Vorläufiges Tabakgesetz), zeigte der Vorwärts regelmäßig Werbung für Tabakkonzerne. Die Stiftung übernahm die Kosten für Flugblätter und für Plakate.

Tatsächlich bestätigte der Bundesgerichtshof zwei Jahre später, im November 2010, dass diese Werbung in der SPD-Zeitung rechtswidrig war. Das Gericht entschied, das Tabakwerbeverbot gelte auch für Imagewerbung. Es gelte „auch für Anzeigen, in denen sich ein Zigarettenhersteller unter Bezugnahme auf seine Produkte als verantwortungsbewusstes Unternehmen darstellt, ohne direkt für den Absatz seiner Produkte zu werben“. Die betreffenden Anzeigen des Tabakkonzerns British American Tobacco BAT im „Vorwärts“ waren also illegal.

Ausstellung der Kampagne Rauchzeichen

Die Stiftung rauchfrei leben unterstützte die Ausstellung von Unfairtobacco „Big Tobacco: Profits & Lies. Tabakanbau im globalen Süden“. Gezeigt wurden Informationen zum Tabakanbau und Tabakkonsum, den Folgen und den Bedingungen der Produktion von Tabak sowie einige Fallbeispiele (Malawi, Brasilien, Indien) und mögliche Alternativen und Handlungsoptionen (Tabakrahmenkonvention und individuelle Aktionsmöglichkeiten) und die Stiftung übernahm die Kosten für einen der Rollups, einen Ausstellungsständer, auf dem Informationen zu „Tabakkonsum und Gesundheitsrisiken“ gezeigt wurden.

Volksbegehren in Bayern

Die Stiftung rauchfrei leben unterstützte das Volksbegehren in Bayern Für echten Nichtraucherschutz durch einen finanziellen Beitrag an die Nichtraucher-Initiative München. Das Volksbegehren, das sich gegen das Gesetz zur Abschaffung des Nichtraucherschutzes richtete, war schließlich erfolgreich. Durch das Volksbegehren wurde sichergestellt, dass Bayern ein vorbildliches Nichtraucherschutzgesetz behielt.

Protestveranstaltung im Otto-Suhr-Institut zum Auftritt von Marianne Tritz

Als Marianne Tritz, die damals neue Geschäftsführerin der Deutschen Zigarettenindustrie, im Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin auftreten wollte, wurde ein Protest organisiert. Im Rahmen der Ringvorlesung „Public Affairs – Die neue Welt des Lobbyismus“ im Mai 2010 sollte die Geschäftsführerin der Deutschen Tabakindustrie wie es in der Ankündigung hieß, „den ebenso wenig glamourösen wie skandalösen Alltag und die speziellen Herausforderungen des Industrieverbandes im politischen Geschehen der Hauptstadt“ schildern. Wegen des grundlegenden Konflikts zwischen den Interessen der Tabakindustrie und gesundheitspolitischen Interessen können Tabakverbände nicht als „normale“ Akteure vor Studenten Vorträge halten. Es steht fest, dass die Tabakindustrie versucht durch Lobbyarbeit und andere Einflussnahme wirksame Tabakkontrollmaßnahmen zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Aus unserer Sicht müssen auch wissenschaftliche Einrichtungen Kontakte zur Tabakindustrie ablehnen und sollten unbedingt zur Denormalisierung der Tabakindustrie beitragen. Deshalb haben wir dem Auftritt von Marianne Tritz vor den Studentinnen und Studenten eine Inszenierung entgegen gesetzt: Ein verkleideter „Tod“ versuchte, ihr Geldscheine zuzustecken und wollte sie umarmen. Die Verkleidung“ der Akteure und die „Spielgeldscheine“ wurden von der Stiftung finanziert. Marianne Tritz, die auf der Veranstaltung von Leibwächtern begleitet war, wendete sich gegen die spätere Veröffentlichung ihres Fotos. Schließlich endete der Protest in einem finanziellen Desaster. Marianne Tritz ging mit einer einstweiligen Verfügung erfolgreich gegen Johannes Spatz vor, der wegen der bereits aufgelaufenen hohen Kosten auf die Durchführung des Hauptverfahrens verzichtete.

Kommunale Tabakwerbung

Mit Hilfe der Stiftung rauchfrei leben wurde die Studie „Do it yourself: Bezirke und Städte verbannen Tabakwerbung von ihrem Grund und Boden durchgeführt und in einer 1. und 2. Auflage veröffentlicht. Die Stadtgeogafin Sarah Oßwald hatte den Umgang des Berliner Senats, der Bezirke und der landeseigenen Betriebe mit Tabakwerbung auf ihren Flächen untersucht. In drei Berliner Bezirken wurde ein Tabakwerbeverzicht beschlossen. Es wurde deutlich, dass ein Ausschluss von Tabakwerbung aus rechtlichen Gründen problemlos möglich war und in erster Linie davon abhängt, wie konsequent eine Gemeinde, ein Bezirk oder eine Stadt den Willen verfolgt sich der Tabakwerbung auf eigenen Flächen zu entledigen.

Immer wieder Tabakwerbung

Eine bis zur endgültigen Verbannung von Tabakwerbung währende Aufgabe sieht die Stiftung in dem Protest gegen Tabakwerbung, die gegen die gesetzlichen Regelungen verstößt. Die Tabakindustrie setzt sich über diese Regeln hinweg, weil sie entgegen ihren Beteuerungen ihre Werbung gezielt an junge Menschen richtet.

Die Stiftung rauchfrei leben  unterstützte immer wieder Proteste gegen Tabakplakataußenwerbung, erstattete zahlreiche Anzeigen wegen einzelnen gesetzwidrigen Tabakwerbeplakaten, führte viele Gespräche, auch in Bundesministerien und mit Mitgliedern des Bundestages.

Die Stiftung rauchfrei leben wird nicht müde zu betonen, dass das Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) ein „umfassendes Verbot aller Formen von Tabakwerbung, Förderung des Tabakverkaufs und Tabaksponsoring“ verlangt. Als Werbung wird „jede Form der kommerziellen Kommunikation, Empfehlung oder Handlung mit dem Ziel, der Wirkung oder der wahrscheinlichen Wirkung, ein Tabakerzeugnis oder den Tabakgebrauch unmittelbar oder mittelbar zu fördern“ verstanden.

Die WHO-Konvention hätte fünf Jahre nachdem dieser völkerrechtliche Vertrag im Jahr 2005 durch einen Beschluss des Deutschen Bundestag zu einem Gesetz erhoben und damit bindend geworden war, umgesetzt werden müssen. Seit 2010 ist deshalb die Umsetzung des völkerrechtlich vereinbarten Werbeverbots als Teil der WHO-Konvention überfällig und die Nichtumsetzung stellt somit einen laufenden Völkerrechtsbruch durch die Bundesrepublik Deutschland dar.

Mehrfach wurde das Tabakwerbeverbot verhindert. Als bereits ein Gesetzentwurf zum Verbot von Tabakwerbung abgestimmt worden war, intervenierte damals Volker Kauder und der Gesetzentwurf verschwand von der Tagesordnung des Bundestages.

Schließlich wurde im Jahr 2020 immer noch kein umfassendes Tabakwerbeverbot beschlossen. Erst seit Anfang des Jahres 2022 ist zwar endlich Außenwerbung für herkömmliche Tabakprodukte wie Zigaretten tabu, Plakatwerbung für Tabakerhitzer ist aber erst ab Anfang 2023 verboten, für E-Zigaretten erst ab Anfang 2024. In Berlin werden Tabakerhitzer und E-Zigaretten besonders oft auf den Werbeflächen von Bushaltestellen beworben. Die Stiftung fordert einen sofortigen freiwilligen Werbeverzicht der Berliner Verkehrsbetriebe auf diesen Flächen.

Tabakwerbung im Internet Tabakfima Pöschl

Teil des Problems ist, das es wegen gesetzwidriger Tabakwerbung nur selten zu Gerichtsverfahren kommt. Wenn es gelingt, ein solches Verfahren in Gang zu bringen, dauert es jahrelang bis die Entscheidung feststeht. Das von dem Aktionszentrum des Forum Rauchfrei angestoßene Verfahren gegen die Tabakfirma Pöschl, die auf ihrer Webseite rechtswidrig für Tabak geworben hatte, kam drei Jahre nach der Anzeige am 5. Oktober 2017 zum Abschluss. Das von der Stiftung unterstützte Aktionszentrum des Forum Rauchfrei hatte die Verbraucherzentrale zu dem Verfahren bewegen können, der Bundesgerichtshof stellte antragsgemäß schließlich fest, dass es sich bei den beanstandeten Abbildungen um unzulässige Tabakwerbung handele und untersagte dem Tabakkonzern die Verwendung der angezeigten Tabakwerbung.

Protest gegen Werbung mit der Fußballweltmeisterschaft

In der Zeit der Fußballweltmeisterschaft tauchte plötzlich überall Tabakwerbung der Firma Reemtsma mit Motiven der Fußballweltmeisterschaft auf. In den Verkaufsstellen gab es Monitore, auf denen die Weltkugel zu sehen war und auf denen die Staaten Brasilien, Spanien und Deutschland, die damals die Favoriten waren, mit den Nationalfarben hervorgehoben waren. Der Slogan dazu lautete: Weltmeister des Geschmack. Dazu wurden dann jeweils unterschiedliche Zigarettenpackungen zum Sammeln angeboten, die sich dadurch unterschieden, dass auf ihnen die Flaggen einzelner Staaten abgebildet waren.

Diese sportbezogene Werbung verstieß gegen § 21 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 Tabakerzeugnisgesetz. Deshalb wurde gegen diese illegale Anzeigenkampagne protestiert und die Werbung, die in Berlin flächendeckend gezeigt wurde, in jedem der Berliner Verwaltungsbezirke zur Anzeige gebracht. Dabei wurde erneut deutlich, welche großen Probleme die Tabakkontrolle in Deutschland hat. Trotz immer wieder neuer Aufforderungen und Erinnerungen ließen die zuständigen Behörden die Anzeigen im Sande verlaufen.

Um die Hintergründe aufzudecken, wurde dann die Einsichtnahme in die Akten des für den Tabakkonzern zuständigen Ordnungsamtes in Hamburg beantragt. Dort fanden wir ein Gutachten des Landeslabors Berlin-Brandenburg, das von dem Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin herangezogen worden war, in den Akten. Das Landeslabors hatte auf der Grundlage der RL 2014/40/EU, des Tabakerzeugnisgesetz und der Verordnung über Tabakerzeugnisse die Rechtswidrigkeit dieser Fußballweltmeisterschaftswerbung ausdrücklich festgestellt. Mindestens dieses Gutachten hätte die Hamburger Behörde zum Handeln veranlassen müssen. Aber die Behörden hatten den Tabakkonzern Reemtsma wieder einmal ungeschoren davonkommen lassen.

Aktuell im März 2022 bringt der Tabakkonzern JT International Germany GmbH für seine Marke Camel eine CAMEL & FRIENDS EDITION heraus. JTI bewirbt sie gegenüber Tabakhändlern mit dem Slogan „WILD VERKAUFT SICH TIERISCH GUT“. Sie locke „insbesondere Impulskäufer an“ und schaffe „Begehrlichkeit am Tabakregal. Jeweils vier unterschiedliche Wildtiere ersetzen für kurze Zeit das Camel Markenlogo.“ Dass sich diese Tabakwerbung an junge Kunden richtet, dürfte auf der Hand liegen. Doch wen interessiert das?

Von JTI an Händler gerichtete Werbung in DTZ.SPEZIAL Tabakzeitung vom 16.3.2022

Die Stiftung steht hinter dem Ziel, absolut jede Tabakwerbung zu verbieten, auch die Werbung am Verkaufsort. Solange dies noch nicht erreicht ist, müssen wegen der hohen Gefährlichkeit bei der Auslegung der Gesetze besonders strenge Maßstäbe angelegt werden und Verstöße müssen durch die Kontrollbehörden geahndet werden. Wenn dies nicht geschieht, belegt dieses Versagen der Behörden umso mehr die zwingende Notwendigkeit eines umfassenden Verbots von Tabakwerbung in jeder Form. Denn jede Tabakwerbung richtet sich auch an Kinder und Jugendliche.

Deshalb war Tabakwerbung immer ein besonders großes Thema. Es wurden verschiedene Protest-Aktionen gegen Tabakwerbung unterstützt, u. a. gegen Werbung im Internet, vor Kindertagesstätten, in einer Mensa des Berliner Studentenwerks und vor einer Hochschule in Nürnberg. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Maybe-Werbekampagne gewidmet, die sich erkennbar an besonders junge Zigarettenkunden richtete. 

Viele Weltnichtrauchertage

Es gab immer wieder tolle Ideen zum Weltnichtrauchertag und es war immer wieder ein Vergnügen, daran teilzuhaben.

In einem Jahr waren 10.000 Zigarettenkippen auf Kinderspielplätzen gesammelt worden. Diese wurden vor dem Sitz des Deutschen Zigarettenverbandes Unter den Linden 42 in Berlin der damals neuen Vorsitzenden des Zigarettenverbandes Marianne Tritz zunächst in einer von der Stiftung rauchfrei leben finanzierten Kindersandspielkiste präsentiert. Als diese Kippen Frau Tritz vor die Füße gekippt wurden, fand sie das nicht lustig. Wir freuten uns dagegen, dass jetzt einmal die Kippen vor ihren Füssen und nicht auf den Kinderspielplätzen lagen. Während unserer Demo hatten wir einen Sarg aufgestellt, den wir aus einem Requisitenfundus ausgeliehen hatten. Wir richteten damit die Aufmerksamkeit der Passanten auf die jährlich 140.000 Tabaktoten, für die wir die Profitgier der Tabakkonzerne verantwortlich machen. Für die Kosten des geliehenen Sarges kam die Stiftung auf. Auch die Anfertigung eines Plakates, das gegen Kippen auf Kinderspielplätzen protestierte, wurde von der Stiftung durch die Übernahme der Kosten für den Druck unterstützt.

In einem anderen Jahr wurde auf dem Pariser Platz und vor verschiedenen Bundesministerien eine 2 x 3 m große Protestleinwand aufgestellt und die Stiftung rauchfrei leben übernahm die Transportkosten. Wir stellten eine Litfaßsäule auf den Pariser Platz, von der unter dem Beifall und mit der Hilfe der Passanten Tabakwerbeplakate abgerissen wurden. Wir schlugen vor dem Brandenburger Tor mit großen „Waffen“ auf eine riesige Zigarette ein, wieder unter dem Applaus der Passanten und es fanden sich einige, die selbst Hand anlegen und auf die Zigarette einschlagen wollten.

Ein absolut besonderer Höhepunkt war die gemeinsame Aktion von Berlin Werbefrei und Forum Rauchfrei, die die Stiftung rauchfrei leben unterstützen konnte. Statt unzähliger Tabakwerbeplakate, wie die Tabakindustrie sie zeigt, waren zum Weltnichtrauchertag sechs großformatige Plakate mit Aussagen im Stiftungssinne zu sehen. Gezeigt wurden die Plakate mit zwei verschiedenen Motiven vor dem Brandenburger Tor, vor der Zentrale des Tabakkonzerns Philip Morris in der Friedrichstraße und vor der CDU-Parteizentrale in der Klingelhöfer Straße 8 in Berlin-Tiergarten. 

Eines der Plakate zeigte Volker Kauder und die Aufschriften: „Trotz WHO-Abkommen: Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU, blockiert Tabakwerbeverbot“ sowie „Philip Morris zahlte von 2010 bis 2015 an die CDU/CSU 503.000 €“. Kauder war während seines Fraktionsvorsitzes für die Verhinderung des Tabakwerbeverbots verantwortlich. Auch wenn Volker Kauder in der CDU-Zentrale nicht selbst anwesend war – wie man uns sagte -, wurde unsere Aktion aufmerksam beobachtet, jedenfalls von den zahlreich erschienenen Polizeibeamten. 

Das andere Plakat zeigte den Deutschen Bundestag mit einem für die Tabakmarke Marlboro typischen Slogan: „Maybe bought by Philip Morris“ (Vielleicht gekauft von Philip Morris). Die Aufschriften „Deutschland ist das einzige Land der EU, in dem Tabakkonzerne auf Plakaten werden dürfen“ und „Zahlungen von Philip Morris an Parteien (2010 bis 2015) CDU 362.000 €, CSU 141.000 €, SPD 243.000 €, FDP 117.000 €“ geben die naheliegende Erklärung, warum das Außenwerbeverbot so lange hinausgezögert werden konnte.

Auch Kirsten Kappert-Gonther, MdB, war zu der Demonstration zum Weltnichtrauchertag vor das Brandenburger Tor gekommen. Sie hatte kurz zuvor den Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen zum Tabakwerbeverbot – leider erfolglos – in den Bundestag eingebracht. Sie trat  mit uns gemeinsam für ein Verbot der Außenwerbung für Zigaretten und andere Tabakprodukte ein.

Tabakproduktrichtlinie

Es wurde eine Stellungnahme zur Tabakproduktrichtlinie und zur Neufassung des Tabakgesetzes erarbeitet und verbreitet.

Erfolgreiche Volksinitiative

Die Volksinitiative Frische Luft für Berlin hätte ohne die Stiftung rauchfrei leben nicht stattfinden können. Gesammelt wurden Unterschriften für eine Verbesserung des Berliner Nichtraucherschutzgesetzes, für ein Rauchverbot ohne Ausnahme in der Gastronomie und für ein Rauchverbot auf Kinderspielplätzen. Finanziert wurde der Druck der Unterschriftslisten sowie der Druck von Flyern und Plakaten. Es konnten auch Anzeigen in den Tageszeitungen sowie Werbung im U-Bahnfernsehen Berliner Fenster geschaltet werden. Dann wurden auch Aufkleber, Luftballons und Kugelschreiber bezahlt. Es wurden Stehtische gebraucht, auf denen die Unterschriftslisten ausgefüllt werden konnten, ebenso wie Klemmbretter, auf denen die Unterschriften gesammelt werden konnten. Es mussten Sondernutzungsgebühren für einen Stand in der Fußgängerzone der Wilmersdorfer Straße, wo trotz Winterkälte jeweils sonnabends gesammelt wurde, aufgebracht werden. Damit das Aktionszentrum des Forum Rauchfrei die zahlreichen Bitten, Unterschriftslisten zu übersenden, erfüllen konnte, wurden Papier, Druckertinte und Porto benötigt und von der Stiftung rauchfrei leben bezahlt. Schließlich gab die Stiftung rauchfrei leben das Geld für blaue Schleifen, damit die vielen Bündel mit den Unterschriftslisten fotowirksam an den Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses Walter Momper übergeben werden konnten. 

Es waren mehr als 27.000 Unterschriften gesammelt worden und die Volksinitiative Frische Luft für Berlin war erfolgreich! Das Berliner Abgeordnetenhaus musste sich mit den Vorschlägen für einen konsequenten Nichtraucherschutz auseinandersetzen. 

Leider konnten die geforderten Verbesserungen des Nichtraucherschutzes noch nicht mit der Volksinitiative durchgesetzt werden, so dass die Forderungen weiter aktuell und wichtig bleiben.

Verdecken der Warnhinweise

Von den Tabakkonzernen trickreich erdacht: Verdecken der vorgeschriebenen Warnhinweise durch „Vorsteckkarten“. Dagegen wurde durch Proteste und Anzeigen vorgegangen, auch beim Verkauf aus Tabakautomaten. Zahlreiche Verstöße wurden dokumentiert. Es wurden rechtliche Bewertungen eingefordert, Rechtsgutachten bewertet, Presseerklärungen verfasst. Diese Aktivitäten führten zu der Befassung einer länderübergreifenden Kommission mit diesem Problem und im Laufe der Zeit waren diese Vorsteckkarten immer seltener zu sehen.

Kongress Armut und Gesundheit

Auf dem jährlich in der Technischen Universität Berlin stattfindenden Kongress Armut und Gesundheit fanden mit Unterstützung der Stiftung rauchfrei leben immer wieder bemerkenswerte Veranstaltungen und Fachforen statt. So diskutierten Politiker von CDU (Rudolf Henke), SPD (Helga Kühn-Mengel), Bündnis 90/Die Grünen (Harald Terpe) und der Partei Die Linke (Helga Ebel) über das blockierte Tabakwerbeverbot, das Verdecken der Warnbilder und das Thema „Rauchen und Armut“. Ein anderes Thema  „Einflussnahme der Tabak-, Pharma- und Lebensmittelindustrie auf die Gesundheitsgesetzgebung, daran nahmen Renate Künast und Dr. Christiane Fischer von MEZIS teil. Die Veranstaltung Widerstand gegen die Tabakindustrie als Beispiel wirksamer Gesundheitsförderung fand wie die anderen Veranstaltungen ein aufgeschlossenes interessiertes vor allem junges Publikum. Veranstaltungen wie diese fördern sehr die Denormalisierung des Rauchens. Ein anderes Thema war Ein Tabakwerbeverbot als nachhaltige gesundheitspolitische Maßnahme“. Die Veranstaltung Gekaufte Politik – Tabaklobbyismus an den Produktionsstandorten Berlin, Bayreuth und Trier auf dem Kongress Armut und Gesundheit in Berlin fand mit Unterstützung der Stiftung rauchfrei leben statt. Wir können uns wirklich darüber freuen, dass die Stiftung diese wegweisenden Veranstaltungen unterstützt hat.

Konferenz des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg

Das gilt auch für die Themen, die auf den jährlichen Konferenzen des DKFZ in Heidelberg eingebracht wurden, z. B. der Beitrag Der Kampf gegen die Tabakindustrie und ihre Freunde“. Nach diesem Beitrag wurde von den Konferenzteilnehmern ein sofortiges Tabakwerbeverbot gefordert.

Konferenz in Brüssel

Die Konferenz Bekämpfung der Taktik der Tabakindustrie“ fand in Brüssel statt, daran anschließend das Seminar Capacy Buildung zu 5.3 FCTC. Der Artikel 5.3 des Rahmenübereinkommens der WHO (FCTC) enthält die Verpflichtung, politische Entscheidungsprozesse vor der Beeinflussung durch die Tabakindustrie zu schützen. Beide internationale Veranstaltungen waren anregend und sehr gewinnbringend. Durch die von der Stiftung geförderte Teilnahme eines Mitarbeiters des Aktionszentrums des Forum Rauchfrei war der Besuch des Seminars besonders effektiv, da dieser hervorragende englische Sprachkenntnisse hat. 

Öffentlichkeitsarbeit durch Videos

Auch auf neuen Wegen, nämlich durch das Herstellen von Videofilmen, die auf Youtube eingestellt wurden, konnten viele junge Zuschauer erreicht werden. Wir brauchen eine Sensibilisierung gerade der jungen Menschen für die extremen Gesundheitsgefahren durch Tabak, damit der Gebrauch von Tabak denormalisiert wird.

„Politik im Griff der Tabakindustrie“

Die Stiftung rauchfrei leben unterstützte die Herstellung und den Druck der Veröffentlichung Politik im Griff der Tabakindustrie“. Das 130 Seiten fassende Werk zeigt in 15 Beiträgen auf, mit welchen Strategien – darunter Vereinnahmung, Unterwanderung, Zweifel, Leugnung und blanke Aggression – die Tabakindustrie ihre Ziele verfolgt. Hinzu kommen Plakate, die im Rahmen der von der Stiftung rauchfrei leben geförderten Plakatwettbewerbe in der Jahren 2007 und 2009 entstanden waren und die auch auf dieser Webseite zu sehen sind.

Protest gegen für Tabak werbenden Ärztekammerpräsidenten

Gegen das Auftreten des damaligen Berliner Ärztekammerpräsidenten Dr. Günther Jonitz als Redner bei einem Tabakhändler haben wir protestiert, weil Jonitz dort für „Genussrauchen“ eintrat. Gegen diese Verharmlosung der Gefahren durch Tabak finanzierte die Stiftung rauchfrei leben Plakate und Flugblätter, die auf einer Veranstaltung im Berliner Abgeordnetenhaus gezeigt bzw. verteilt wurden.

Aktion gegen öffentliches Rauchen von Helmut Schmidt

Auf dem Umweltmarkt am Oranienplatz in Kreuzberg wurde mit Unterstützung der Stiftung rauchfrei leben, die die Kosten für Flugblätter, Plakatherstellung, Atemmasken und Trockeneis übernommen hatte, gegen das zu Gunsten der Tabakindustrie werbewirksame öffentliche Zigarettenrauchen des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt protestiert. Das öffentliche Rauchen von Schmid sollte Zweifel an den negativen Folgen des Konsums von Tabak wecken und gehörte deshalb zu den Strategien der Tabakindustrie zur Beeinflussung von Politik und Gesellschaft. Während Schmidts öffentliches Rauchen alles andere als lustig war, hat die Aktion auf dem Kreuzberger Umweltmarkt allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht.

Protest gegen Sponsoring des ZDF-Sommertreffs

Weil das ZDF sich Sponsorengelder des Tabakkonzerns Philip Morris zahlen ließ, um sein Sommerfest zu gestalten, wurde im Eingangsbereich der Feier mit einem Plakat und Flugblättern protestiert. Diese von der Stiftung rauchfrei leben finanzierte Aktion zog sogar die Aufmerksamkeit der Bundeskanzlerin Angela Merkel auf sich. Das ZDF erklärte, es werde für zukünftige Sommerfeste keine Gelder von der Tabakindustrie mehr entgegen nehmen.

Shisha-Rauchen

Die Stiftung rauchfrei leben unterstützte die Durchführung einer Podiumsdiskussion im Rathaus Kreuzberg am 14.05.2014 zu den Gefahren von E-Zigaretten und E-Shishas, bei der von Experten wegen der Gefährlichkeit dieser Produkte ein gesetzliches Verbot des Gebrauchs in Schulen gefordert wurde.

Auf einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses konnten die besonders starken Gesundheitsgefahren hervorgehoben werden.

Berliner Clubstudie

Die Stiftung rauchfrei leben konnte ein Institut der Technischen Universität mit der Durchführung einer empirischen Studie beauftragen, mit der erstmals seit Inkrafttreten des Berliner Nichtraucherschutzgesetzes untersucht wurde, wie es um eine rauchfreie Umgebung bzw. um das Rauchen in Berliner Clubs, Diskotheken und Tanzlokalen bestellt ist. Die Studie ergab, dass in mehr als 90der Diskotheken und Clubs in Berlin geraucht wird.

Die fehlende Rauchfreiheit verstößt gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen aus dem Tabakrahmenübereinkommen der WHO (FCTC), hier gegen Artikel 8 (Schutz vor Passivrauchen). Betroffen von den gesundheitlichen Gefahren durch Passivrauch sind nicht nur die Clubbesucherinnen und Clubbesucher, sondern auch die in den Clubs arbeitenden Menschen. Aber auch die Raucherinnen und Raucher setzen sich beim Tanzen in verrauchten Clubs und Bars extrem giftiger Luft aus. Clubs, Bars und Diskotheken müssen rauchfrei sein. Das Berliner Nichtraucherschutzgesetz muss verbessert und die Umsetzung muss sichergestellt werden. Das sind dringende politische Anliegen, gegen die jegliche politische Einflussnahme der Tabakindustrie und ihrer Lobby in Übereinstimmung mit Artikel 5.3 des Tabakrahmenübereinkommens der WHO (FCTC) verhindert werden muss.

Für die Überarbeitung des Berliner Nichtraucherschutzgesetzes

Wir setzen uns für eine Überarbeitung des Berliner Nichtraucherschutzgesetzes ein. Bereits auf der Veranstaltung „Herausforderungen der Tabakprävention in Berlin“ am 22. November 2018 wurde die konsequente Überarbeitung des Berliner Nichtraucherschutzgesetzes, insbesondere die Durchsetzung von Rauchfreiheit in Diskotheken, in Krankenhäusern und in direkter Nähe von Behördeneingängen gefordert. Es wurde ein Rauchverbot gerade auch im Eingangsbereich der Senatsverwaltung für Gesundheit verlangt, so dass als erster Schritt zur Umsetzung die dort einladend bereit stehenden Aschenbecher abmontiert werden müssten. Es müsse eine Sensibilisierung dafür stattfinden, dass Aschenbecher bzw. Raucherinseln auf dem Gelände von Krankenhäusern als Einladung zum Rauchen verstanden werden. Kranke Menschen profitierten besonders von einem Rauchstopp und das Aufgeben des Rauchens würde durch ein uneingeschränktes Verbot sehr erleichtert. Auch im Interesse von Kindern setzt sich die Stiftung für ein striktes Rauchverbot in Krankenhäusern ein, denn Kinder müssen noch dringlicher als Erwachsene auch im Freien vor Rauch geschützt werden. Gleichzeitig ist ein Gegensteuern erforderlich, damit Kinder nicht den Eindruck erhalten, dass Rauchen „normal“ sei und überall geduldet werde und sie sogar im Krankenhaus Vorkehrungen erleben, die das Rauchen ermöglichen. Ein wichtiges Ziel der Stiftung ist die Denormalisierung des Rauchens!

Tabakverkauf in Krankenhäusern

Gerade Universitätskrankenhäuser sollten Vorbilder für die übrigen Krankenhäuser sein.  Wenn in einem Krankenhaus Zigaretten verkauft werden, wird die Botschaft verbreitet, dass das Rauchen harmlos sei. Hinzu kommt, dass der Heilungsprozess verzögert wird. Kindern kann die Warnung vor dem Rauchen nicht glaubwürdig erscheinen, wenn im Krankenhaus Zigaretten verkauft werden.

Deshalb unterstützt die Stiftung rauchfrei leben die Befragung der Universitätskrankenhäuser in den Hauptstädten der 16 Bundesländer. Ziel ist, dass die Krankenhäuser den Verkauf von Zigaretten beenden.

Der Widerspruch, am gleichen Ort zu heilen und Zigaretten zu verkaufen, ist unüberbrückbar. Deshalb werden die verantwortlichen Klinikchefs angeschrieben und aufgefordert, kurzfristig den Verkauf von Tabakwaren in den Krankenhäusern zu untersagen und für eine gesetzliche Regelung einzutreten.

Tabakautomaten abschaffen

Foto: Johannes Spatz

Die Stiftung rauchfrei leben unterstützt aktuell die Forderung nach Abschaffung aller Zigarettenautomaten und die Challenge, die Joachim Kamp und Johannes Spatz vom Forum Rauchfrei angestoßen haben. Dies ist der aktuelle Aufruf von Joachim Kamp:

„Challenge ist englisch und bedeutet wörtlich übersetzt nichts anderes als Herausforderung: Eine Person macht meist eine Aktion oder Tätigkeit vor und nominiert anschließend weitere Leute, das Gleiche zu tun!

1) mache ein Bild mit deinem Porträt und dem Aufruf „Zigarettenautomaten – Abschaffen!“

2) sende mir das Foto zur Veröffentlichung und poste es auch selbst in den sozialen Netzwerken

3) Fordere bitte weitere Personen auf, diese Welle mitzumachen!“

Bitte beteilige dich! Nähere Informationen findest du auf www.forum-rauchfrei.de

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